Fakten

Von Redaktion · · 2007/05

Biokraftstoffe
Bioethanol wird durch die Vergärung von Zuckern aus Zuckerrohr, Zuckerrübe und Zuckerhirse erzeugt, bei stärkehaltigen Pflanzen wie Mais, Weizen, Cassava wird die enthaltene Stärke zuerst durch Hydrolyse in Zucker aufgespalten. Der Energieinhalt liegt um ein Drittel unter dem von Benzin. Beimischungen über 10 Volumsprozent erfordern eine Adaptierung der Motortechnik.
Biodiesel oder Fettsäure-Methylester wird aus Pflanzenölen durch die so genannte „Umesterung“ erzeugt. Der Energieinhalt liegt knapp unter dem von fossilem Diesel. Übliche Beimischungen reichen bis 85 Volumsprozent.


Problem Rentabilität
Die Wirtschaftlichkeit von Biokraftstoffen wird vom Verhältnis der Ölpreise zu ihren Produktionskosten bestimmt, diese wiederum vor allem von den Rohmaterialpreisen. Steigen diese oder sinken ursprünglich einkalkulierte Erlöse aus dem Verkauf von Nebenprodukten (etwa Glyzerin oder Raps-/Sojakuchen bei Biodiesel), ist sie gefährdet. Die Ethanolproduktion aus Zuckerrohr in Brasilien braucht zumindest Ölpreise von 30-35 US-Dollar je Barrel, Mais in den USA 54 Dollar. Mit gesetzlichen Beimischungsvorgaben lässt sich ungeachtet der Wirtschaftlichkeit ein Markt für Biokraftstoffe schaffen.


Risiko: Weniger Emissionen aus dem Verkehr…
Die Verbrennung von Biokraftstoffen ist CO2-neutral, da das entstehende Kohlendioxid der Atmosphäre beim Wachstum des Rohstoffs entzogen wurde. Die Reduktion von Treibhausgasemissionen (THG) ergibt sich aus der Differenz der Emissionen aus der Bereitstellung des Biokraftstoffs und den Emissionen aus der Bereitstellung und Verbrennung eines fossilen Kraftstoffs des selben Energieinhalts. Diese Bilanz fällt je nach Rohstoff, Produktionsmethoden und Standort unterschiedlich aus.
Nach Flächenbedarf und Potenzial der THG-Reduktion wäre es am besten, Biokraftstoffe vor allem in tropischen/subtropischen Regionen zu produzieren. Werden Verfahren zur Herstellung von Biokraftstoffen aus Zellulose wirtschaftlich (siehe Artikel S. 34), wird ein internationaler Bioenergiehandel weniger attraktiv.


…dafür (weit) mehr aus anderen Sektoren?
Die Produktion von Biokraftstoffen könnte durch die direkte oder indirekte Zerstörung von Wäldern und Böden mehr Schaden als Nutzen anrichten. Die Landwirtschaft selbst war im Jahr 2000 für 14% der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich (vor allem Düngemitteleinsatz und Viehzucht).


Konkurrenz um Land und Wasser
Bevölkerungswachstum und zunehmender Fleischkonsum führen bereits ohne Biokraftstoffproduktion zu einem erhöhten Flächen- und Wasserbedarf der Landwirtschaft. Nach einer FAO-Vorschau müssten die Entwicklungsländer ihre Nutzflächen zwischen 1999/2001 und 2030 um 120 Mio. Hektar oder 12,5% erhöhen, wobei eine Steigerung der Flächenerträge um 80% bereits einkalkuliert ist. Dazu kommt das Risiko einer Reduzierung des Ertragspotenzials durch die Folgen des Klimawandels. Land und Wasser für Biokraftstoffe gibt es am ehesten in Südamerika und Afrika südlich der Sahara; in Indien und China herrscht dagegen heute schon Knappheit, die sich in Zukunft verschärfen wird (s. Karte).
Der theoretische Flächenbedarf für Biokraftstoffe fällt je nach Rohstoff, Standort und Technologie sehr unterschiedlich aus. Die IEA schätzt, dass die Deckung von 7% der Nachfrage des Verkehrssektors im Jahr 2030 zwischen 45 und 75 Mio. Hektar benötigen würde (2006: ca. 15 Mio. Hektar). Für diese Menge würden aber bereits 22,7 Mio. Hektar ausreichen, wenn die Ethanol-Erträge pro Hektar Zuckerrohr in Brasilien durch Zellulose-Verfahren von derzeit rund 6.000 auf fast 14.000 Liter Ethanol im Jahr 2020 steigen, wie die Unternehmensberatung McKinsey annimmt.

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