Konsumenten entdecken ihre Macht
Blessing Verlag, München 2006, 319 Seiten, EUR 15,40
Die Autorin hat detailliert über einen weitläufigen Warenkorb recherchiert und Produktionsbedingungen und wirtschaftliche Auswirkungen des westlichen Konsumverhaltens durchleuchtet. Sie beschreibt Missstände in der Textilindustrie, in der hoch industrialisierten Landwirtschaft und vielen anderen Bereichen, ohne dabei ihre eigentliche Intention aus den Augen zu verlieren: Die LeserInnen auf ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten als KonsumentInnen aufmerksam zu machen.
Wir könnten als KäuferInnen Bedürfnisse jenseits einer Bestpreisspirale artikulieren und in Kaufentscheidungen nicht nur Preis und Qualität, sondern auch Umweltverträglichkeit und Arbeitsbedingungen bei der Produktion einfließen lassen. Wenn der Markt den Wunsch bzw. den Druck z.B. nach besseren Arbeitsbedingungen für TextilarbeiterInnen in Billiglohnländern spüre, müssten und würden sich Unternehmen daran anpassen: Nicht zwingend aus arbeitsrechtlichen Gründen, sondern schlicht um Gewinneinbußen durch verärgerte KonsumentInnen zu entgehen, die lieber bei der „fair“ produzierenden Konkurrenz kaufen.
Für die Autorin ist die Kaufentscheidung ein politischer Akt, ein wenig vergleichbar mit demokratischen Wahlen. Die politische Konsumentin wählt bewusst aus dem Angebot jenes Produkt, das ihren jeweiligen ethischen Vorstellungen entspricht, und „schwächt“ dadurch alle anderen, die ihre Standards nicht erfüllen.
Selbstverständlich ist ein politisches Konsumverhalten nur durch eine umfassende Information der KäuferInnen möglich. Die KonsumentInnen müssen wissen, wo und unter welchen Bedingungen eine Ware hergestellt wurde. In diesem Licht ist dieses Buch zu sehen, wenn Tanja Busse auflistet, warum Grabsteine aus Indien so billig sind oder warum Mastanlagen mit tausenden Schweinen in einem einzigen Stall in Planung sind. Die LeserInnen werden mit diesem Wissen aber nicht allein zurückgelassen, Alternativen und wirksame Protestmöglichkeiten aufgezeigt.
Der Lösungsansatz der Autorin basiert auf mündigen und kritischen KonsumentInnen, die aber auch von den EntscheidungsträgerInnen in der Politik fordern, wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie (globale) Umweltschutzbestimmungen oder die Stärkung von Konsumentenschutz und -information gesetzlich umzusetzen.
Das Buch ist ein motivierendes Plädoyer dafür, Verantwortung als KonsumentIn wahrzunehmen, sich mit Unternehmenspolitiken auseinanderzusetzen, nachzufragen und Kaufentscheidungen daran zu orientieren. Ergänzend finden sich im Anhang des Buches Links zu weiterführenden Informationen und praktische Hinweise zu Kontrollsiegeln und Konsum.