Aus dem kolumbianischen Spanisch übersetzt von Katharina Posada und Peter Schwaar. Unionsverlag, Zürich 2005, 832 Seiten, euro 39,90
Der 1923 in Bogotá geborene Autor, vier Jahre älter als sein berühmter Landsmann und Freund Gabriel García Márquez, ist im deutschsprachigen Raum leider und völlig zu Unrecht nur wenig bekannt. Der Nobelpreisträger schätzt Mutis als einen der brillantesten Autoren der Weltliteratur: „Sein gesamtes Werk ist das eines Hellsehers, der genau weiß, dass wir das verlorene Paradies nicht wieder finden werden“, so García Márquez.
Das Leben von Álvaro Mutis verläuft genauso abenteuerlich wie das des Gaviero Maqroll, des Protagonisten von sieben seiner Romane. Als Sohn eines Diplomaten verlebte er die Kindheit in Brüssel. Die Ferienwochen verbrachte er jedes Jahr auf der Kaffeeplantage seiner Großeltern in Kolumbien, was ihn und seine Literatur für sein ganzes Leben beeinflusste, ebenso wie die vielen Schiffsreisen zwischen Europa und Lateinamerika seine Liebe zum Meer weckten.
Neben verschiedenen Brotberufen frönte Mutis seinem großen Hobby, der Lyrik. 1948 erschien ein erster Gedichtband, 1956, mitten in der Zeit des blutigen Bürgerkriegs, verließ er Kolumbien für immer und ließ sich in Mexiko nieder, wo Octavio Paz die lyrischen Qualitäten von Mutis entdeckte und ihn förderte. Mit 63 Jahren, im Zuge der Übersetzung eines seiner Gedichte ins Französische, arbeitete er dieses in ein Prosawerk um und schrieb in kürzester Zeit 300 Seiten. Das war die Geburtsstunde von Maqroll, der nun die Hauptfigur seines gesamten Schaffens werden sollte. In den darauf folgenden sieben Jahren erschienen dann sieben Romane über den Seefahrer Maqroll, einen sympathischen, philosophischen Abenteurer, der nirgendwo richtig zuhause ist und ständig unterwegs, von einer leidenschaftlichen Sehnsucht nach Glück und einem rätselhaften ewigen Drang zum Scheitern getrieben. Maqroll ist das Alter Ego des Autors, ein tiefer Kenner des Menschen in all seiner Unergründlichkeit, ein Seelenforscher und romantischer Abenteurer voll unheilbarer Melancholie.
Es ist ein großes Verdienst des Schweizer Unionsverlages, die sieben Maqroll-Romane des kolumbianischen Meisterautors in einem einzigen Band – und obendrein in guter Übersetzung – herausgebracht zu haben. Prädikat höchst empfehlenswert.