Ganz und gar nicht provinziell: Eine wissenschaftliche Untersuchung der österreichischen Erfindung „Musikantenstadl“ rückt diesen in ein neues Licht.
Globalisierung kennt keinen Bahnhof. Nicht einmal vor dem Musikantenstadl macht sie halt. Die lokal verwurzelte populäre Musikveranstaltung habe sich zu einem globalen Massenphänomen mit transnationaler Identität entwickelt und dadurch den EU-Beitritt Österreichs mit vorbereitet. So lautet kurz gefasst das Ergebnis einer kürzlich abgeschlossenen interdisziplinären Forschung am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien. Was sich kritisch schätzenden Geistern als Inbegriff der Provinzialität galt, habe in Wirklichkeit eine kulturelle Öffnung bewirkt.
1981 präsentierte Karl Moik den ersten Musikantenstadl in Enns. Ab den 1990er Jahren gastierte die Musiksendung auch auf anderen Kontinenten: in Kanada, Australien, Südafrika, USA, China und Dubai.
„Der Musikantenstadl ist ein Massenphänomen, das von lokalen Kulturen beeinflusst wird und mithilfe der neuen Medien und der aktuellen Entwicklung der Globalisierung stark über die Grenzen dieser Gesellschaft hinausgewachsen ist“, erklärt der Leiter des Forschungsprojektes, Andre Gingrich, Professor für Kultur- und Sozialanthropologie.
Gingrich, Träger des Wittgenstein-Preises 2000, hat den Forschungsschwerpunkt „Lokale Identitäten und überlokale Einflüsse“ initiiert.
Den „Stadl“ erforscht hat ein multikulturelles Team mit zum Teil „fremdem Blick“. Die Studie wird auch in Buchform erscheinen.