Der aktuelle Konflikt in Sri Lanka hat eine lange Vorgeschichte.
Mitte August waren hunderttausend Menschen – vor allem MuslimInnen und TamilInnen – vor Gefechten und Bombardements im Norden und Nordosten Sri Lankas auf der Flucht. In der Stadt Muttur wurden 17 Einheimische, die für die französische Nichtregierungsorganisation „Action contre la Faim“ als Tsunami-Wiederaufbauhelfer arbeiteten, regelrecht hingerichtet. Die Umstände sprechen eher für Miliärs als Urheber des Massakers. Die Regierung verzögert eine unabhängige Untersuchung.
Muttur liegt wenige Kilometer südlich der wichtigen Hafenstadt Trincomalee im Nordosten unweit des Mavilaru-Stausees, um dessen Kontrolle der Konflikt eskalierte. Tamilische DemonstrantInnen waren am 20. Juli von der LTTE ermutigt worden, die Schleusen zu besetzen und damit die Wasserversorgung für die Reisfelder von rund 15.000 Bäuerinnen und Bauern in umliegenden singhalesischen Dörfern zu sperren.
Die LTTE unterstrich damit ihre Forderung nach Trinkwasserversorgung für tamilische Dörfer im Einzugsbereich des Stausees. Außerdem bat sie die skandinavische Monitoring Mission (SLMM) um Vermittlung. Die SLMM überwacht den seit Februar 2002 gültigen Waffenstillstand, der aber seit vergangenem November ständig verletzt wird.
Norwegens Sonderbotschafter Jon Hanssen-Bauer konnte die LTTE dazu bringen, die Schleusen bedingungslos zu öffnen. Trotzdem nahm die Luftwaffe die Schleusenbesetzer und selbst den Vermittler unter Beschuss.
Der Disput um den Mavilaru-Stausee geht auf die 1970er Jahre zurück. Damals siedelte die Regierung Tausende singhalesische Bäuerinnen und Bauern im Tamilengebiet rund um Trincomalee an. Trincomalee ist der wichtigste Tiefseehafen der gesamten Region und spielt bei den Autonomiebestrebungen der Tamilen eine zentrale Rolle. Die LTTE sieht es als Hauptstadt eines zukünftigen Tamilenstaates. Die Stadt wird von Tamilen, Singhalesen und Muslimen bewohnt.
Für die Bauernschaft, die das Bevölkerungsverhältnis zugunsten der Singhalesen verändern sollte, wurde der Stausee angelegt. Tamilische Nachbargemeinden wurden vom Bewässerungsprojekt ausgeschlossen. Auch ein Trinkwasserprojekt, das die Regierung jetzt verwirklichen wollte, war auf die singhalesische Klientel beschränkt. Die Besetzungsaktion hat also eine lange Vorgeschichte.