Mandelbaum Verlag, Wien 2005. 208 Seiten, EUR 24,80
„Ich habe Glück gehabt in diesem Leben. Wie oft könnte ich schon tot sein! Hitler, Krieg und Herzinfarkt – und immer bin ich noch da …“ Der Autor, der mit diesen Worten seine Lebensgeschichte beginnt, ist glücklicherweise immer noch unter uns. Glücklicherweise auch für die vielen Menschen in der so genannten Dritten Welt, denen der unbeirrbare Humanist und Menschenfreund in den letzten Jahrzehnten geholfen hat, dem Teufelskreis von Armut und Unterentwicklung zu entkommen, eine Schulbildung abzuschließen, eine menschenwürdige Arbeit zu finden.
Der Titel deutet die drei grundlegenden Determinanten des Lebens von Otto Tausig an: der Volksschauspieler, der Kommunist und der Jude. Schon in der Schule liebte es der kleine Otto, den Klassenkasperl zu spielen, sich durch alle möglichen Clownerien in Szene zu setzen. Doch die grausame Realität zwang ihn 1938, mit 16 Jahren, die Schule zu verlassen. Im Jänner des darauf folgenden Jahres gelangte er mit einem Kindertransport nach England; die Eltern konnten nach Shanghai flüchten.
Auf der Suche nach einer Weltanschauung, die aber immer mehr zu einer Suche nach Möglichkeiten des Widerstandes gegen den Nazismus wurde, gelangte Otto Tausig vom karitativen Christentum der Quäker zur Kommunistischen Partei. Und als Kommunist kehrte er, mit seiner späteren Frau Hansi, 1946 nach Wien zurück – doch seine Neigung und sein Talent führten ihn zum Schauspiel, zuerst zur neuen „Scala“, und schließlich, als neuerliches Exil, nach Ostberlin.
Die Lebensstationen des Otto Tausig, aufgeschrieben von Ingrid Fasan für den Wiener Mandelbaum Verlag, sind hautnah erlebte und höchst interessante Zeitgeschichte, durchzogen von dem roten Faden einer unerschütterlichen Liebe zur Menschheit. Und so ist es nur folgerichtig, wenn der heutige Burgtheater-Pensionist alle seine Theater- und Filmgagen für Entwicklungsprojekte, v.a. in Indien, zur Verfügung stellt. Auch den Erlös aus dem Verkauf dieses Buches. Und wenn er sich auch in Österreich unermüdlich für soziale Gerechtigkeit, für menschliche Wärme, für Fairen Handel und für Solidarität einsetzt: Tausigs Autobiographie ist die Geschichte eines geglückten Lebens – und es ist ein Verdienst des Verlages, dass er sie noch zu Lebzeiten dieses großen Menschenfreundes herausgebracht hat.