Menschen verlassen aus unterschiedlichen Gründen ihr Heimatland. Wenige tun es leichtfertig. Auch wenn PolitikerInnen hierzulande oft abfällig über „Wirtschaftsflüchtlinge“ sprechen, gehen wohl auch dem Gang in eine „Arbeitsmigration“ lange Überlegung und Planung voraus. Trotzdem gibt es nicht eine automatische Wanderung von „arm“ zu „reich“, wie unser Autor Christof Parnreiter anschaulich ausführt.
Gerne wird in den Diskussionen über Arbeitsmigration vergessen, dass Europa in seiner Geschichte immer wieder Auswanderungsland war. Was haben die Burgenländer, Iren oder Tiroler in Amerika gesucht? Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden die globalen Migrationsströme von EuropäerInnen dominiert, die ihren Kontinent auf der Suche nach einem besseren Leben in Übersee verließen. Heute gehören die reichen Länder Westeuropas neben Nordamerika und neuerdings Südost- und Ostasien aus verschiedenen Gründen zu den Hauptzielen von MigrantInnen.
Das Thema grenzüberschreitender Wanderung ist sehr komplex. Wir haben uns in diesem Schwerpunkt auf Migrationstrends, -ursachen und -probleme konzentriert. Wir behandeln hier nicht die Diskussionen rund um Integration im Zielland, um Flüchtlinge und Asyl. Diese Themen verlangen jedes für sich eine differenzierte ausführliche Darstellung. Eines wollen wir allerdings hervorheben: Von den weltweit rund 21 Millionen von der UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR registrierten Binnen- und internationalen Flüchtlingen kommt nur ein geringer Anteil nach Europa und Nordamerika. 9,1 Millionen Flüchtlinge gab es 2000 in Asien, 3,6 Millionen in Afrika. Dem größten Teil der Flüchtlinge wird in der jeweiligen Krisenregion Schutz gewährt.
Das ist insofern bemerkenswert, als durch ausländerfeindliche Parolen in der EU und in den USA weisgemacht werden soll, die reichen Länder würden von Flüchtlingen „überschwemmt“. Tatsächlich aber tragen vor allem Nachbarstaaten von Konflikten und Kriegen die Hauptlast in der Flüchtlingsbetreuung.