Völlig unerwartet ist die Kongresspartei unter Führung von Sonia Gandhi aus den im April und Mai abgehaltenen Parlamentswahlen als Siegerin hervorgegangen.
Die Traditionspartei erhielt zusammen mit ihren Regionalpartnern 219 Mandate (bei insgesamt 543 Parlamentssitzen); sie wird jedoch von zwei großen Kommunistischen Parteien (64 Sitze) und mehreren kleinen Linksparteien unterstützt, was ihr eine komfortable Mehrheit sichert.
Die gebürtige Italienerin, deren Gatte und späterer Premier Rajiv Gandhi 1991 bei einem Attentat der tamilischen „Befreiungstiger“ getötet wurde, gab am 18. Mai überraschend bekannt, dass sie auf das Amt der Premierministerin verzichte. Offenbar haben mehrere persönliche und familiäre Überlegungen zu diesem Entschluss geführt. Neuer Premier Indiens dürfte nun der Wirtschaftsfachmann und frühere Finanzminister Manmohan Singh werden. Sonia Gandhi will aber weiterhin Präsidentin der Kongresspartei bleiben.