Erinnerungen, Reflexionen, Fotografien
Haymon Verlag, Innsbruck 2002, 206 Seiten, € 24,-
Im Jahr des Drachens (2000) zieht Gert Chesi, sechzigjährig, Bilanz: mehr als hundert Reisen nach Afrika, eine Herzoperation, eine gerade erst gescheiterte Beziehung mit einer Afrikanerin, ein kleiner Sohn, der ihm entzogen wird …
Chesi, Journalist, Fotograf, Ethnograf, besessener Sammler und Museumsgründer (Haus der Völker in Schwaz) beschreibt sich als stets außenstehender Einzelkämpfer, als Europäer, der immer Europäer geblieben ist.
Zeitlos und schier zufällig wählt er Episoden und Eindrücke von Reisen – nicht nur nach Afrika –, streut Begegnungen und kulturelle Aktivitäten in seiner Tiroler Heimat Schwaz ein. Und immer wieder holt er die Leserschaft in die Gegenwart zurück, zu seiner Krankheit und zu seinen Beziehungsproblemen.
Im vorliegenden Buch thematisiert der Afrikakenner in erster Linie sich selbst: stellenweise eitel und auch nicht gerade erpicht darauf, politisch korrekt zu erscheinen. Der Text wirkt daher wenn schon nicht immer sympathisch, so doch zumindest sehr authentisch. Und vermutlich ist Chesi ehrlicher mit sich selbst als so manche andere selbst ernannte Afrika-ExpertInnen.
An den zeitgenössischen Problemen Afrikas zeigt er wenig Anteilnahme. „Sein“ Afrika der Maskentänze und der vom Tourismus und anderen schädlichen Einflüssen unberührten Kulturen ist zum Zeitpunkt des Verfassens des Buches schon vergangen. Geblieben sind meisterhafte Schwarz-Weiß-Fotografien, die in Chesis unnachahmlichem Blick berührende Momente innerhalb einer scheinbaren „Zeitlosigkeit“ einfangen.