Welche einzelne Maßnahme er setzen würde, um den Entwicklungsländern zu helfen, fragte ein Journalist Joseph Stiglitz, den früheren Chefökonomen der Weltbank (der in Opposition zu ihrer Politik zurücktrat). „Eine radikale Landreform“, antwortete Stiglitz. Seiner Ansicht nach sind die hohen Pachten, die reiche Grundbesitzer weltweit verlangen und die im Schnitt etwa die Hälfte der jährlichen Ernte eines Pächters ausmachen, eine „unsichtbare Steuer von 50 Prozent auf arme Bauern“.
Brasilien ist eines der Länder, die eine Landreform am dringendsten nötig hätten. Bloß 0,8% aller Betriebe (mit mehr als 2000 Hektar) bewirtschaften 43% der Flächen, während auf 32% der Betriebe mit weniger als 10 Hektar nur 1,3% der Flächen entfallen. Allein 262 Personen besitzen zusammen 40 Millionen Hektar. Und der Landbesitz konzentriert sich sogar noch weiter, vor allem wegen der wachsenden Zahl großer, exportorientierter Betriebe mit Monokulturen.
„Landreformen gingen einigen der erfolgreichsten Beispiele von Entwicklung wie in Korea und Taiwan voraus“, sagt Stiglitz. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass eine radikale Landreform einen gewaltigen Beitrag zur Weltentwicklung leisten würde: Sie würde helfen, die Armut zu verringern, da arme Bauern und Bäuerinnen ihre gesamte Ernte verwenden könnten, um ihre Familien zu ernähren oder zusätzliches Einkommen zu erzielen. Und auch die Umwelt würde profitieren, da die ProduzentInnen nicht mehr gezwungen wären, ihr Land übermäßig auszubeuten, um das Geld für die Pacht zu verdienen.
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