Global gesehen ist im Zuge der Corona-Pandemie die Belastung von Frauen enorm gestiegen. Das muss sich ändern.
Von Claudia Thallmayer
Viele Frauenorganisationen und Netzwerke des Globalen Südens haben in den vergangenen Wochen darauf hingewiesen, dass sich derzeit Ungleichheiten global gesehen massiv verschärfen, z.B. die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen, sozialer Sicherheit oder Resilienz bezüglich des Klimawandels.
In Österreich werden derzeit enorme Mittel zur Bewältigung der Corona-Pandemie mobilisiert. Wie aber machen das Länder des Globalen Südens, die keinen Zugang zu billigen Krediten haben und keine zusätzlichen Ausgaben tätigen können? Wie überleben Menschen in Armutssituationen die Ausgangssperren – wer kompensiert ihren Einkommensverlust? Wer kümmert sich um ihre Gesundheit und ihr Überleben?
Falsche Richtung. Mit der Pandemie treten die Folgen von 40 Jahren Neoliberalismus überdeutlich ans Tageslicht: Unterfinanzierte öffentliche Gesundheitssysteme, ungeschützte Arbeitsverhältnisse ohne soziale Absicherung, Wohnsiedlungen ohne Wasser und Sanitärversorgung; Umweltzerstörung, die zur Erosion der Lebensgrundlagen führt; Geringbewertung weiblicher Arbeitsleistung, insbesondere der Care-Arbeit in all ihren Dimensionen wie Pflege, Kinderbetreuung oder psychosoziale Arbeit.
Claudia Thallmayer ist Koordinatorin von WIDE – Entwicklungspolitisches Netzwerk für Frauenrechte und feministische Perspektiven.
Durch die Corona-Krise ist die Belastung von Frauen enorm angestiegen. Für arme Haushalte bedeutet der Einkommensverlust maximalen Stress, wenn nicht genug Geld da ist, um ein Essen auf den Tisch zu stellen. Vielen Kindern fehlt das Mittagessen in der Schule. Aus verschiedensten Ländern gibt es Berichte über einen Anstieg von gender-basierter Gewalt und Gewalt gegen Kinder.
Viele Frauen haben jetzt einen noch eingeschränkteren Zugang zu Dienstleistungen im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit.
Frauenorganisationen weisen auf die dringende Notwendigkeit hin, Bildung, Gesundheit und die gesellschaftlich notwendige, „systemrelevante“ Care-Arbeit künftig besser zu finanzieren. Im gesamten Gesundheits- und Care-Bereich arbeiten zu 70 Prozent Frauen; unbezahlte Betreuungsarbeit wird global zu 75 Prozent von Frauen geleistet. Care-Arbeit ist arbeitsintensiv, aber ressourcenschonend und erhöht die Lebensqualität aller Menschen.
Öffentliche Finanzierung von Betreuungsarbeit entlastet Frauen und ermöglicht ihnen (und ihren PartnerInnen), Familienarbeit und Erwerbstätigkeit besser unter einen Hut zu bringen. In Österreich fordert die Initiative „Femme Fiscale“ daher ein feministisches Konjunkturpaket.
Zeit aktiv zu werden. Während sich die europäischen Staaten die Gleichbehandlung der Geschlechter auf die Fahnen heften, so handeln sie doch dann, wenn es um fairere Spielregeln geht, immer wieder gegen die Interessen von Frauen, vor allem von Frauen im Globalen Süden. Mehr denn je ist der Blick auf globale Ungleichheits- und Machtstrukturen notwendig.
Die tiefe Wirtschaftskrise und der Einbruch der Staatseinnahmen bei zusätzlichen Kosten drohen eine neue Verschuldungsspirale in Ländern des Globalen Südens in Gang zu setzen. Damit jedoch werden die Staatsbudgets zusätzlich belastet – auf Kosten von öffentlichen Dienstleistungen und der Frauenrechte. Vielmehr braucht es weitreichende Schuldenerlässe und Zuschüsse – das sollte die österreichische Bundesregierung unterstützen und nicht blockieren.
Hinweis: Petition für ein feministisches Konjunkturpaket – zwölf Milliarden für ein gutes Leben für alle – auf attac.at unterzeichnen, siehe dazu auch Seite 43!
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