Die aus Kolumbien stammende Lido Pimienta und Amparo Sánchez aus Spanien mit spannenden neuen Alben.
Von Werner Leiss
Schon mit ihrer vorigen Produktion „La Papessa“ hat es die queere Musikerin Lido Pimienta in nahezu alle namhafte Zeitungen und Musikmagazine geschafft.
Die im kolumbianischen Barranquilla geborene und später nach Toronto übersiedelte Künstlerin balancierte da schon zwischen Synthie-Pop und traditionellen Elementen. Mit der Veröffentlichung ihres neuen, hochpolitischen Albums „Miss Colombia“ geht sie jedoch noch ein gutes Stück weiter: Sie thematisiert die politische Lage in Kolumbien, indigene Ungleichheit und Rassismus.
Aufgenommen wurde das Album diesmal teilweise an der kolumbianischen Karibikküste. Zu hören gibt es da verschiedene Formen traditioneller Musik und weniger von der (elektronischen) Cumbia Digital. Das eröffnet ein noch offeneres, spannendes Spektrum.
Bei „Quiero Que Me Salves“ z.B. wird mit traditioneller Perkussion des Sexteto Tabala eine gute Portion Magie erzeugt. Insgesamt ein gelungenes Album – sphärisch klingende Stücke mit mehrstimmigem Gesang inklusive.
Autobiographischer Soundtrack. Die spanische Sängerin Amparo Sánchez war mit ihrer Band Amparanoia ein wesentlicher Bestandteil der Mestizo-Szene: Mestizo ist ein Musik-Stil, in dem seit Ende der 1990er Jahren Elemente aus Samba bis Cumbia über Rock bis Punk kombiniert und oft Unterdrückung und soziale Probleme thematisiert wurden.
Seither hat Sánchez auch einige Solo-Alben herausgebracht. 2014 erschien ihr autobiographischer Roman „La Niña y el Lobo“, der von ihrer Jugend in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in der Region Granada erzählt.
Nun liefert sie ein gleichnamiges Album, das quasi der Soundtrack ist zu dieser, für ihren Lebensweg, richtungsweisenden Zeit. Neun der zehn Lieder sind Cover-Versionen. Sánchez ging dafür mit Weggefährten aus der Flamenco-Szene wie den Gitarristen Víctor Iniesta Iglesias und Eduardo Espín Pacheco ins Studio, um Songs aufzunehmen, die mit ihrer persönlichen Geschichte verknüpft sind.
So auch z.B. Mano Negras in einer Akustikversion eingespieltes Stück „Mala Vida“. Es handelt davon, wie schwer es sein kann, aus einer Lebenssituation auszubrechen. Andere Lieder stammen u.a. von Armando Manzanero und Los Lobos.
Das Album endet eindrucksvoll mit Violeta Parras „Gracias a la Vida“. Mit dem bunten Mestizo-Stilmix zu Zeiten der Band Amparanoia hat das freilich eher wenig zu tun. Hier liegt der Fokus allein auf dem grandiosen Spiel der Flamenco-Gitarren und der angenehm angerauten Stimme von Amparo Sánchez.
Werner Leiss ist Musikkritiker des Südwind-Magazins und Redakteur des „Concerto“, Österreichs Musikmagazin für Jazz, Blues und Worldmusic.
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