Von: Victoria Uray
Betreff: Internetsperre
Liebe Redaktion,
diese E-Mail erreicht euch, lange nachdem ich aus dem Iran zurück bin, denn während meines Aufenthalts Mitte November war das Land durch die verhängte Internetsperre kommunikationstechnisch fast völlig vom Rest der Welt abgeschnitten. Um unsere Familien zu benachrichtigen, dass es uns gut geht, konnten wir immerhin SMS schreiben oder anrufen.
Aber eines nach dem anderen. Wie kam es zur Internetsperre? Am 15. November war ich in einem Touristenbus vor den Toren von Shiraz im Süden des Landes. Die Zugänge zur Stadt waren verbarrikadiert. Man sah Rauch aufsteigen. Es wurde gesagt, dass es gerade Demonstrationen gab. Ein freundlicher Einheimischer half unserem Busfahrer aber, durch die Sperren auf der Ein- und Ausfahrtsstraße der Stadt zu kommen und zu unserem Hotel zu gelangen. Überhaupt waren die Menschen vor Ort sehr hilfsbereit.
Nachts konnte man zwei Schüsse vernehmen, die von Zusammenstößen zwischen Protestierenden und der Regierungsgarden kommen konnten.
Wir wussten, warum die Menschen auf die Straße gingen und protestierten: Die Regierung hatte die Spritpreise ohne große Vorwarnung massiv erhöht. Als es daraufhin zu Protesten kam, wurde das Internet dicht gemacht. Für mich als Reisende im Urlaub war das nicht wirklich schlimm. Aber die Bevölkerung im Iran wurde isoliert.
Liebe Grüße, Vicky
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