Redaktionell eigenständig: Wie das Südwind-Magazin in 40 Jahren immer wieder politische Angriffe überstand.
In den Entwicklungspolitischen Nachrichten (EPN) erscheinen entwicklungspolitische Artikel.“ Dieser Vorwurf des Rechnungshofes im Jahre 1989 mutet heute absurd an, damals war dies aber Teil eines staatlichen Versuchs, den Österreichischen Informationsdienst für Entwicklungspolitik (ÖIE), so der Gründungsname des Südwind, zu zerstören oder wenigstens politisch zu entmündigen (vgl. auch Artikel „Mission Bewusstseinswandel“ in der Ausgabe 7-8/2019).
Drei Monate lang hatte der Rechnungshof mit drei Beamten zur Prüfung ein Zimmer im ÖIE-Büro bezogen, unmittelbar danach kam das Finanzamt, dann folgte die Krankenkasse. Alles, was es an staatlichen Prüforganen gab, wurde damals aufgeboten, um Material gegen den ÖIE zu finden, doch ohne Ergebnis, außer die obige Kritik.
Neustart. Nachdem dieser politische Angriff erfolgreich überstanden war, gab der ÖIE den EPN einen neuen Namen und ein neues Format – eben als Magazin –, um breitere Kreise erreichen zu können. Das Südwind-Magazin war geboren, was mit hohen journalistischen Standards und in weiterer Folge langjährig mit dem Namen Irmgard Kirchner verbunden war. Qualitätsmedien übernahmen in der Folge wiederholt Südwind-Magazin-Beiträge. Die Verleihung des „Prof. Claus Gatterer-Preises für sozial engagierten Journalismus“ durch den Österreichischen Journalisten Club im Jahr 2003 war ein Höhepunkt der Anerkennung.
Für die Qualität und die Reputation des Südwind-Magazins sind über die Professionalität des Redaktionsteams sowie der Autorinnen und Autoren hinaus sicher entscheidend: die Unabhängigkeit der Redaktion, gesichert durch das bereits in den 1980er Jahren erstellte Redaktionsstatut, sowie die monatliche detaillierte Blattkritik von Redaktion gemeinsam mit der Herausgebervertretung.
Ein Vierteljahrhundert später bestätigt in den 2000er Jahren eine im staatlichen Auftrag erfolgte Evaluierung dem Südwind-Magazin eine in Österreich und darüber hinaus etablierte, unabhängige Marke zu sein, einen „äußerst guten Ruf“ zu haben als „einziges Periodikum im deutschsprachigen Raum, das mit globalen und entwicklungspolitischen Themen ein breites Publikum anspricht“. Das Südwind-Magazin „gilt als innovativ in seiner Themenauswahl“ und vermittelt „ein differenziertes, vielstimmiges Bild der ‚peripheren‘ Weltregionen und der Vielfalt der Lebenszusammenhänge weltweit.“ Die Informationen werden als „qualitativ hochwertig und differenziert“ beurteilt. Der Hinweis, dass jüngere Zielgruppen die Ästhetik des Südwind-Magazin als „altbacken“ und „retro“ bezeichnen, führte zu einem erfrischenden Relaunch 2015.
Ab in die Zukunft. Trotzdem wurde dem Südwind-Magazin Ende 2016 die jahrzehntelange staatliche finanzielle Unterstützung kurzfristig gestrichen, womit das Ende absehbar war. Doch der große Erfolg der Aktion „Südwind-Magazin retten!“ brachte mit anderen Maßnahmen dem Südwind-Magazin zu seiner journalistischen Unabhängigkeit nun auch die finanzielle Unabhängigkeit (wenn auch mit sehr knappen Ressourcen) – für die nächsten (40?) Jahre.
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