Kampf um Männlichkeit

Von Redaktion · · 2016/11

In Kasachstan fühlen sich NationalistInnen mit traditionellem Männerbild von einer Boyband provoziert.

Eine konservative Gruppe lokaler Eliten einer Provinzstadt im wirtschaftlich rückständigen, aber ölreichen Westen Kasachstans, die sich „Creative Intelligentsia of Aktobe“ nennt, wurde unlängst auf einer News-Seite, den „Kazakhstan‘s Tengri News“, zitiert:

„Wir sind gegen den geplanten Auftritt der Boyband Ninety One. Sie nennen sich stolz 91 – nach dem Jahr, in dem unser Land seine Unabhängigkeit erlangte. Wir brauchen keine Band mit einem Sänger, der seine Haare färbt und Ohrringe trägt. Wir ehren und respektieren die Traditionen unseres Volkes, denen zufolge Männer Männer und Frauen Frauen sind. Junge Leute haben auch gesagt, dass sie nicht zulassen werden, dass die Band hier spielt. Wir wollen keine Eskalation – deswegen warnen wir im Vorhinein vor den möglichen Konsequenzen eines Konzerts. Im Moment werden Tickets in Schulen verkauft. Wir haben mit den Leuten gesprochen und ihnen erklärt, warum wir kategorisch dagegen sind, dass die Band hierher kommt.“

Ninety One ist eine Boyband aus Kasachstans größter und kosmopolitischster Stadt Almaty und im Moment landesweit auf den Hitparaden. Ihr Style gilt als Korean Pop, aber die Band singt und rappt auf Kasachisch. Auch das ist den kasachischen NationalistInnen ein Dorn im Auge, da die Landesprache für sie als heilig gilt – weil sie sich im Unterschied zu den anderen Ländern der Region gegenüber dem Russischen als Verkehrsprache durchgesetzt hat.

NationalistInnen, wie der Autor der oben zitierten Zeilen, haben auch ein Problem mit dem für Kasachstan unüblichen metrosexuellen Aussehen der Bandmitglieder. Ihre Popularität – unter weiblichen und männlichen KasachInnen – wird als Provokation im Bezug auf traditionelle Geschlechterbilder – sowohl präsowjetische, als auch kommunistische – gesehen.

Wenn es bei dem Konzert (ein Termin wurde bis dato nicht veröffentlicht) wirklich zu Ausschreitungen kommen sollte, wäre es in der Region nicht das erste Mal. 2014 hat eine nationalistische Gruppierung schon einmal einen Auftritt einer populären ukrainischen Boyband namens Kazaky in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek gestört, weil sie die Tanzeinlagen als „Homosexualität glorifizierend“ empfanden.

Das Akhal-Tech Collective ist eine Gruppe von BloggerInnen und JournalistInnen, die über Zentralasien schreiben.

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