Im Jemen wiederholt sich die Geschichte.
Vergangene Woche las ich den Tweet eines jemenitischen Kolumnisten, der einfach den Tweet eines anderen jemenitischen Kolumnisten kopiert hat. Ein solches Plagiat ist eine intellektuelle Bankrotterklärung. Die Wahrheit dahinter ist: Es gibt nichts mehr zu sagen über Jemens reales zukunftspessimistisches Szenario. Alles ist gesagt, und nichts hat genützt.
Diese Einstellung bringt nichts, Afrah, sag ich mir selbst. Vielleicht ist es Zeit, zu sagen, dass es nichts mehr zu sagen gibt. Und dass wir immer nur dieselbe Botschaft wiederholen, während das Elend unaufhaltsam scheint. Aber vielleicht hilft es auch, nachzudenken und Gedanken festzuhalten.
Jemen bricht seit Anfang 2011 zusammen, heute zeichnen sich drastische Veränderungen ab. Als Alternative gibt es nur falschen, dauerhaften Frieden. Aber war die Position vor dem Krieg besser? Der Frieden in Jemen war erschöpft und erinnerte eher an kalten Krieg. Dass überall im Land Menschen starben, wurde unter den Teppich gekehrt. Saleh war und ist verantwortlich für Gräueltaten, genauso wie Abdul-Malik al-Huthi seit dem Coup im September.
Heute ernten wir, was in drei Jahrzehnten der Herrschaft Salihs gesät wurde. Es geht nicht um Huthis, Saudis oder Iraner allein, sondern um das große Bild. Jemens Regierung stand immer unter der Vormundschaft einer externen politischen Kraft. Das aktuelle Elend des Landes ist das Ergebnis eins chronisch dysfunktionalen Systems. Kriege sind darin nur Meilensteine.
Aus Nostalgie gegenüber Vergangenheit und Zukunft habe ich mir alte Bilder aus dem Bürgerkrieg 1994 angesehen (siehe Blog). Die Geschichte wiederholt sich, aber in einer neuen Form. Jemen ist im Krieg mit externen Mächten, einer faschistischen, rassistischen, bigotten Huthi-Gruppe, dem sich an die Macht klammernden Saleh, den Dämonen Jemens (einer Mischung aus Stammeskonflikten, Armut, Barbarismus und Oligarchie), der Feigheit von Präsident Hadi; alles das öffnet die Tür für die noch unbekannte politische Konfiguration. Diese Konfiguration muss von uns kommen, den Jemenitinnen und Jemeniten.
Afrah Nasser ist eine jemenetische Journalistin und Bloggerin. Wegen ihrer regimekritischen Publikationen lebt sie seit 2011 als politischer Flüchtling in Schweden.
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