Auf den Nikobaren hat falsch angelegte Hilfe nach dem Tsunami die Gesellschaft für immer verändert.
Auch die Nikobaren, eine zu Indien gehörende Inselgruppe im Golf von Bengalen, waren vom Tsunami betroffen. Zugang auf die Inseln, auf die Österreich ab 1778 für ein paar Jahre kolonialen Anspruch erhob, war davor streng reguliert. Die Gesellschaft basierte auf traditionellen Werten und Eigenständigkeit.
Nach der Katastrophe brauchten die Menschen vor Ort dringend Hilfe. Doch WissenschaftlerInnen wie der in Österreich lebende Nikobaren-Experte Simron Jit Singh kritisieren die Art und Weise, wie internationale NGOs aktiv wurden.
Auch die aktuelle Dokumentation „Aftermath – die zweite Flut“ des Filmemachers Raphael Barth thematisiert die dramatischen Entwicklungen in den Jahren nach 2004. Barths Film zeigt, wie zahlreiche Organisationen die Inseln in Beschlag nahmen. Statt das verlangte Werkzeug für den Wiederaufbau zu bekommen, wurde die Bevölkerung mit Subventionen überhäuft, ohne den Umgang mit Geld zu kennen (und zu wollen). Notunterkünfte wurden nicht nur aus schlechtem Material gebaut, sondern auch in zu kleinen Einheiten: die traditionellen Großfamilien wurden auseinander gerissen. Die Menschen kamen von einem Tag auf den anderen in Kontakt mit Alkohol oder Elektronikgeräten.
Heute versuchen manche, zur ursprünglichen Lebensweise zurückzukehren. Doch die Gesellschaft auf den Inseln hat sich laut Singh für immer verändert. Sie sei etwa weniger solidarisch als einst, Neid zwischen Menschen sei nun ein Thema.
Für den Forscher ist der Fall ein Beispiel, wie internationale Hilfe nicht funktioniert: „Die Struktur der weltweiten humanitären Hilfe muss neu organisiert werden“, fordert Singh in Hinblick auf die Nikobaren.
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