Leonardo Padura
Roman, Unionsverlag 2013, 656 Seiten, € 24,95
Leonardo Padura, einer der meistgelesenen kubanischen Autoren, lebt in Havanna. Diese Stadt voll Armut und Korruption, aber auch Vitalität und Lebenskunst steht im Mittelpunkt seiner Romane. Gekonnt verbindet er historische Fakten und Kriminalgeschichten mit Gesellschaftskritik und lässt die LeserInnen in das heutige Kuba eintauchen.
So auch in seinem aktuellen Roman „Ketzer“, in dem er drei Jahrhunderte miteinander verknüpft und ein Gemälde Rembrandts eine Spur um die halbe Welt ziehen lässt. Die komplexe Geschichte verläuft von Amsterdam um 1640 bis nach Havanna, wo 1939 ein Dampfer mit jüdischen Flüchtlingen aus -Nazi-Deutschland einläuft. 2007 taucht das Christusbild bei einer Auktion in London wieder auf, und die kubanisch-amerikanischen Nachkommen eines der Flüchtlinge beauftragen Mario Conde – der Antiquar und ehemalige Polizist ist Padura-LeserInnen vertraut – mit der Suche nach Antworten.
Verpackt in einem (oder doch zwei?) Krimi(s) wird das Leben in der Diaspora bildhaft dargestellt. Sei es als Jude in der Fremde, oder als Jugendliche, die sich durch ihr „Anderssein“ von der Gesellschaft abgrenzt. Ob religiöse oder politische Zwänge, für Padura scheint das Dilemma das selbe zu sein. Die Suche nach der individuellen Freiheit und das Ausmaß der dafür notwendigen Ketzerei sind die zentralen Punkte seiner Zeitreise. Es scheint, als hätte Padura versucht, zu viele Handlungsstränge miteinander zu verbinden. Aber wer in das Havanna von Mario Conde eintauchen will und gut recherchierte historische Fakten liebt, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Sabine Klapf
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