Stefano Liberti
Sachbuch. Übersetzt von Alexander Knaak. Rotbuch Verlag, Berlin 2012, 256 Seiten, EUR 19,95
Andreas Exner / Peter Fleissner / Lukas Kranzl / Werner Zittel (Hg.)
Sachbuch. Mandelbaum Verlag, Wien 2011, 254 Seiten, EUR 19,90
„Landraub“ stammt vom italienischen Journalisten Stefano Liberti und ist entsprechend flott dahingeschrieben. Im Plauderton erzählt der für seine investigativen Geschichten bekannte Reporter der linken Tageszeitung „Il Manifesto“ über seine Recherchen in Afrika und Brasilien. Der Mehrwert dieses Buches liegt darin, dass die Fakten nicht nur solid recherchiert, sondern auch durch anschauliche Vor-Ort-Berichte illustriert sind.
Liberti kontrastiert eine Konferenz der FAO in Rom, wo afrikanische Regierungsvertreter ihre Statements herunterbeten und einander mit Sonderkonditionen für ausländische Investoren zu überbieten suchen, mit einem Treffen von Agrarinvestoren und -spekulanten in Genf, wo Tacheles geredet wird und der Zweck von Investitionen in Monokulturen auf fernen Kontinenten schon durch das Kongressplakat unzweideutig dargestellt wird: wie Heubündel zusammengerollte Geldscheine auf einem abgeernteten Acker. Liberti besucht auch die Rohstoffbörse in Chicago und erklärt, wie Hedge-Fonds funktionieren. Leider ist er streckenweise dabei zu selbstverliebt, lässt uns immer wieder an seinen Taxifahrten teilhaben und referiert den Smalltalk mit seinen InterviewpartnerInnen.
Als der Terminus Land Grabbing vor wenigen Jahren geprägt wurde, konnten sich wenige etwas darunter vorstellen. Heute wird bereits fast inflationär über dieses neue Phänomen geschrieben. Die beiden hier vorgestellten Bücher könnten unterschiedlicher nicht sein: Der Band „Kämpfe um Land“ ist ein Kompendium, das aus einem akademischen Forschungsprojekt hervorgegangen ist und die Praxis des Landraffens im Kontext des allgemeinen Energie- und Rohstoffhungers abhandelt. Es kommen sowohl bekannte Veteranen wie Elmar Altvater von der FU Berlin als auch österreichische ExpertInnen und eine Dissertantin zu Wort. In dem faktenreichen Büchlein geht es auch um Biomasse und das Ende der fossilen Ära, um Buntmetalle und den neuen Bergbauboom. Das liegt insofern nahe, als alles in Zusammenhang steht. Etwas blauäugig wird die kubanische Landwirtschaft, im Übergang vom Staatskapitalismus wohin auch immer, als vorbildlich dargestellt.
Neben den kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen werden auch die patriarchalen Geschlechterverhältnisse als ursächlich für Landkonflikte ausgemacht. Es ist nur konsequent, wenn nach so viel Kapitalismuskritik zur Krönung der Übergang zum „guten Leben“ – auch ein Konzept, das in jüngster Zeit viel diskutiert wird – nach Peak Oil als erstrebenswerte Utopie skizziert wird. Peak Oil ist der Punkt, an dem die Hälfte der weltweiten Erdölreserven gefördert ist. Dieser Übergang geht mit dem Abschied vom Kapitalismus einher, verspricht Autor Andreas Exner.
Ralf Leonhard
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